Die Welt hofft auf Joe Biden » mehr
Mark Wetter wird 70Wir gratulieren herzlich » mehr
Lügen bis zum SchlussDer Start ins Jahr 2021 » mehr
Es kann nur aufwärts gehenWir wünschen schöne Feiertage und ein gesundes Jahr 2021 » mehr
Guillaume Lapierre-Desnoyers: INVISIBLESÜbersetzung demnächst verfügbar » mehr
Scène 22Neue französischsprachige Theaterstücke am BE » mehr
Deutscher Kinder- und Jugendtheaterpreis 2020And the winner is … Theo Fransz » mehr
Spring dochKinderoper und Sprechtheater » mehr
Trilogie Junges MusiktheaterKinderopern mit Musik der Renaissance, des Barock und der Romantik » mehr
Gedenken an Sophie SchollIhr Geburtstag jährt sich 2021 zum 100. Mal » mehr
Mi ◊ 27.1.2021
KJT Speyer
Name: Sophie Scholl
von Rike Reiniger
Premiere
Fr ◊ 29.1.2021
Theater der Altmark
Futur Eins: Leben auf dem Mars
von Rike Reiniger
Uraufführung
Jens Raschkes geniales Schauspiel […] auf der Probebühne 2 in Koblenz
Rund um den 75. Jahrestag der Befreiung des Vernichtungslagers Auschwitz-Birkenau wird immer wieder die Frage gestellt: Wie kann man, soll man, muss man über den Holocaust reden? Wie halten wir die Erinnerung an unvorstellbares Leid, Grauen und Unrecht am Leben? Eine noch schwierigere Frage, nämlich wie man mit Kindern diesem Thema begegnen kann, beantwortet der Dramatiker Jens Raschke mit seinem Schauspiel, das 2014 den Kindertheaterpreis gewann und mit seinem Titel einfach nicht in eine Überschrift passt: WAS DAS NASHORN SAH, ALS ES AUF DIE ANDERE SEITE DES ZAUNS SCHAUTE.
[…] Eine Fabel also, um über diese Zeit zu erzählen? Das klingt so seltsam, wie es einem vielleicht auch in den ersten Minuten der Neuproduktion des Stücks auf der Probebühne 2 des Koblenzer Theaters vorkommen mag. Das aufwendige Bühnenbild verrät mit Schwarz-Weiß-Filmprojektionen schon in etwa, worum es geht: Menschen marschieren zum Ausflug ins Lager Buchenwald. Kurz nach Kriegsende führten die Amerikaner die oftmals zumindest angeblich ahnungslosen Deutschen aus dem nahen Weimar an den Ort des Schreckens. Dieser Marsch wird auf eine Wand aus Kleidern projiziert, die an Bündel von Anstaltskleidung erinnert. Dann kommen die Schauspieler wie zufällig hinzu, starten die Aufführung, die putzig beginnt und sich zu frappierender Eindrücklichkeit aufschwingt. 95 Minuten lang lässt Regisseur Eberhard Köhler effektvoll die Muskeln des Theaters spielen […]. Wer sich mit der Geschichte dieser Zeit auskennt, wird reihenweise Zitate und Verweise erkennen, aber auch ganz ohne diese Kenntnis stellt sich unweigerlich in diesem Stück die Frage: Würdest du hinsehen, wenn Unrecht geschieht? Was würdest du tun? Bist du […] Papa Pavian, der ganz zufrieden ist mit seinem bisschen Frieden, für den man sich nur an die Herrschenden anpassen muss. Oder bist du der Bär, der die Augen nicht verschließen kann vor dem Regime der Gestiefelten, das einmal ohne jeden triftigen Grund einen Gefangenen erschießt.
Schon lange vor dieser zentralen Stelle, die mithilfe zweier Puppen vom Mord an einem Häftling und dem Freitod einer Mitgefangenen erzählt, ist die anfängliche Possierlichkeit samt humoriger Einsprengseln des Stücks einer tiefen Ernsthaftigkeit und Betroffenheit im Publikum gewichen.
[…] Am Ende hat jeder verstanden, was das Nashorn sah, als es auf die andere Seite des Zauns schaute. Und auch, was darauf folgte. […] Ein Stück Kinder- und Jugendtheater für alle, und das in einer Inszenierung und Produktion, die man nur als Geschenk begreifen kann.
Rhein-Zeitung 31.01.2020
http://www.rhein-zeitung.de/deutschland-und-welt/kultur_artikel,-die-kraft-des-theaters-in-einem-jugendstueck-ueber-den-holocaust-_arid,2084843.html