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Rezension
Olivier Sylvestre  Im verschwundenen Wald

Apfel, Farn, Fluss und Wald

Es gibt unzählige Texte über Tiere in Menschengestalt, aber wie ist es mit Pflanzen, Bäumen oder dem Wasser? Wir haben bei vier Verlagen nach einem Werk gefragt, das Natur auf eigenwillige Weise in Szene setzt. Auch eine Balladenmärchenminioper gehört dazu. […]
Ähnlich wie der Bariton in Mina [Mina oder Die Reise zum Meer von Anno Schreier/ Alexander Jansen] schlüpft in Im verschwundenen Wald Opa Marcel in alle Rollen. Sonst gibt es in Olivier Sylvestres Stück nur noch die Kinder Oli und Valerie, die sich Val nennt. Marcel ist Olis Großvater, der beatmet werden muss. Über seinen Sauerstoffschlauch hört er Dinge, die sonst niemand wahrnimmt und kann auf wundersame Weise mit der Welt in Kontakt treten. Er ermutigt Oli und Val einen Schatz zu suchen, obwohl der alte Wald mittlerweile zu ödem Brachland geworden ist. Im zweiten Teil des Stücks begegnen sich Oli und Val als Jugendliche wieder und nochmal ist es Marcel, der die Zeitläufe so steuern kann, dass sich die Freundschaft der jungen Leute festigt.
Im verschwundenen Wald handelt von Ausgrenzung. Vals Eltern sind aus Tahiti geflüchtet, aber auch der ängstliche Oli ist im Viertel ein Outsider. Das zentrale Bild der Ausgrenzung in diesem wunderbaren Stück ist aber die Zurückdrängung des Walds – nicht nur als Verlust von Natur, sondern auch von kindlichem Lebensraum und als Ort der Fantasie. Anders als in den Umweltstücken vergangener Jahrzehnte wird dabei keine Klage erhoben und kein Geldmacher bekämpft. Die Stimme der Natur erscheint berührend und glaubhaft, weil sie eine von vielen Stimmen ist, die Marcel verkörpert. Genau wie der Wald gestorben ist, wird auch Marcel im Laufe des Stücks sterben. Marcel stellt im ersten Teil die riesige eingebildete Kröte von Vimont und im zweiten die reale, kleine Kröte dar, die die Giovanni-Gang ablenkt und Oli und Val den entscheidenden Vorsprung verschafft, um vor der gewaltbereiten Gruppe zu fliehen. Marcel ist es, durch den das verkommene Brachland zu einer Märchenlandschaft wird. In das die älter gewordenen Jugendlichen, obwohl sie (oder besser: weil sie) die Magie durchschaut haben, zurückkehren können. Jetzt ist die „Eiche“ von damals ein Telegrafenmast. Indem sie ihn wie eine Eiche erklettern, können sie sich vor der Giovanni-Gang retten. Die Natur ist in Im verschwundenen Wald also nicht nur eine Erinnerung und eine Vorstellung mit magischen Dimensionen, sondern eine Kraft, mit der sich die Wirklichkeit meistern lässt.
Vier Stücke, vier Naturdarstellungen. Was kann man daraus lernen? Vielleicht, dass die Natur mehr Würde behält, wenn man sie nicht mimikryhaft imitiert, sondern ihr einen eigenen Raum gibt, wenn man sie nicht künstlerisch vereinnahmt, sondern sie nur andeutet. Dass Natur fremd und widerborstig erscheinen darf und jegliche Formen – wie zum Beispiel chorisches Sprechen – ihre Eigenständigkeit unterstützen. Dass man sie nicht direkt, sondern durch eine Figur sprechen lässt, die Grund und Not hat, ihre Stimme zu erheben. Ist der Mensch nicht auch ein Teil der Natur?

IXYPSILONZETT 01.05.2022

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