Premieren

Do – 6.4.2023
Theaterhaus G7

Risse in den Wörtern
von Rike Reiniger
Premiere

Mo – 17.4.2023
New Dakota Independent

Die Judenbank
von Reinhold Massag
Premiere

Fr – 21.4.2023
Junges LT Linz

Die Weiße Rose
von Petra Wüllenweber
Premiere

Fr – 28.4.2023
ThiK – Theater im Kornhaus

Das Evangelium der Aale
von Patrik Svensson/ Maja Fanke
Uraufführung

Sa – 20.5.2023
Mecklenburgisches ST

Tiere im Theater
von Gertrud Pigor
Premiere

So – 4.6.2023
Oldenburgisches Staatstheater

Liebe Grüße ... oder Wo dat Leven henfallt
von Theo Fransz
Premiere

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Unser Profil

Verlegen erfordert Ausdauer. Gut, dass uns der Marathon stets mehr lag als der Sprint – daher existiert der Theaterstückverlag in München mittlerweile seit bald einem Vierteljahrhundert; auch wenn die Produktion von dramatischen Texten und deren Förderung sich disparat zur Nachfrage verhält, weil derzeit andere Schwerpunkte gesetzt werden. Aber es gibt sie, die qualitativ hochwertigen Stücke, und wir arbeiten immer noch daran, diese zu verlegen und mit untrüglichem Instinkt die richtigen Themen zur richtigen Zeit auf die Bühnen zu bringen. Wir versuchen in diesen wirtschaftlich und politisch prekären Krisenzeiten in unserem mittleren Unternehmen querzudenken. Der Zeitgeist im digitalen Wandel bläst uns zwar als kühle Brise in den Rücken, dennoch behaupten wir unsere Liebe zum Wort, zu originellen Figuren und Charakteren mit Falten, Furchen und Rissen, die sich nicht hinter Formeln und Formulierungen verstecken, sondern lange nachwirken. Wir wollen erster Leser und engster Vertrauter unserer Autoren, Übersetzer und Komponisten und entschlossener Handelspartner im Bunde wie im Schlagabtausch mit der Zeit sein. Oft wird von uns auch erwartet, Psychologe, Schiedsrichter, Kommunikator, Freund und Autorenflüsterer zu sein. – Wir Lektoren müssen als Mittler zwischen der Berufswelt des Autors und den Anforderungen der Verlags- und Theaterwelt agieren.

Wir Verleger sind nicht zuletzt Agenten des Zeitgeistes, immer auch Opportunisten, die den Theatermachern, bzw. dem Publikum liefern, was sie lesen bzw. sehen wollen. Zuweilen auch Missionare, welche die Theatermacher bedrängen, das zu lesen, was sie unserer Meinung nach lesen sollen. In diesem Widerspruch lavieren wir. Zwischen diesen pragmatischen Zwängen und unseren künstlerischen Visionen bewegen wir uns mit der gnadenlosen Subjektivität der Lektoren, die ihrer Arbeit streng, geschmackssicher und leidenschaftlich nachgehen. „Kleine Verlagshäuser hält seit langem nur noch Leidenschaft zusammen oder der ganz private Wahnsinn, mittlere ihr Profil und ihre Backlist. Der Rest ist längst Konzernmasse“, schrieb Verena Auffermann in der Süddeutschen Zeitung. Als mittleres Verlagshaus wären wir damit wieder bei unserer Backlist, unserer Nische und beim Profil, dem was unseren Verlag unverwechselbar macht: Ein Autoren-, Übersetzer- und Komponistenstamm der nach immerhin knapp 25 Jahren zusammengewachsen ist und ein ausgeprägtes Interesse an Sprache, ausgefallenen Figuren und raumgreifenden, komplexen Geschichten und klaren ästhetischen Positionen hat. Mit Neugier, Universalität und Weitsicht verlegen wir neben unserem Hauptprogramm – der zeitgenössischen deutschsprachigen und internationalen Dramatik – auch Klassikerbearbeitungen des Welttheaters, Adaptionen der großen Stoffe der Dramenliteratur, junges Musiktheater, szenisch aufbereitete Romane und Filmstoffe für die Bühne und begleiten gerne Auftragsarbeiten von der ersten Stückfassung an. Diese Diversität ergibt sich aus einem größeren Übergedanken, der sich durch unseren Qualitätsbegriff und unsere Selektionskriterien nährt: Ausdehnung, Verdichtung, Neuanordnung, semantische Überlappung, rhythmischer Wechsel, Überhöhung, einprägsame sowie interpretierbare Figuren und Konstellationen, prägnante Umrisslinien, die danach verlangen, sie mit Persönlichkeit zu füllen, und Archetypen der Gegenwart in all ihrer Wandelbarkeit. So werden wir zu Ideengebern und Geburtshelfern, Paten und Beschützern der Werke, die wir im In- und Ausland vertreten – nicht umsonst wird Verlegen gern mit Zehnkampf verglichen. Das Theater ist in seinen unterschiedlichen Ansätzen noch immer ein Spiegel der Gesellschaft, in der es entsteht. Unsere Autoren sind manchmal Menschenentdecker, die selbst in Stereotypen noch wunderbare Nuancen finden: Lustiges, Absurdes, Menschliches. Ein andermal versuchen sie, Werte wie Toleranz und Akzeptanz dem dumpfen Straßenpopulismus entgegenzusetzen. Einerseits flüchten sie nicht aus ihrem Handwerk in die Auflösung von Repräsentation und Menschen-Darstellung, andererseits trauen sie den Konflikten, den Reibungen, spielen bisweilen durch, wie Menschen zum reinen Instrument von Machtinteressen werden. In ihrer Gesamtheit ergeben diese Stücke ein Panorama der Welt, in der wir leben. Fragen nach dem zeitlos Gültigen rücken ins Blickfeld.

Wir schätzen ein Theater, das sich auf seine ureigenen Qualitäten verlässt, das auch mal abhebt und aus einer besonderen Perspektive neue Blicke auf die Realität freigibt. Es geht um Reflexion, Vergegenwärtigung und das Formulieren von Utopien, um stilistische Komplexität. In den Texten finden sich aufrichtige Angebote, einen Schritt zurückzutreten, heraus aus dem ewigen Wiederkäuen von Meinungen, die gerade dabei sind, Wissen und Erkenntnis den Rang abzulaufen. Manchmal hängt es von Nebensächlichkeiten ab, ob einer als Autor eines Bühnenbestsellers in die Theatergeschichte eingeht oder als Schubladentexter in eigener Sache endet. Wir versuchen, diese Nebensächlichkeiten zu minimieren, die Theatermacher nicht mit erhöhtem Phrasenaufkommen, Selbstgerechtigkeit und platten Weltbildern zu behelligen. Wir behaupten – auch wenn es fast schon als Wagnis scheint, auch wenn man das als retro bezeichnen möge – den Dramatiker. Wir suchen nach virtuosen Stückeschreibern, die feine Wortwelten und sorgfältig rhythmisch-ziselierte Sätze verfassen, in denen genauso viel Witz lebt wie Schrecken und Kälte, die in den Wassern der Sprache fischen, daher auf grammatische Dynamik und Fließgeschwindigkeit von Wortgebilden achten; deren Dialoge auch gedruckt eine ebenso brillante Schärfe haben wie das gesprochene Wort. Wir suchen nach Geheimniszonen, die Schauspieler dazu bringen, Text in Sprachkunst zu verwandeln, einen Dialog mit all seinen Zwischentönen tanzen zu lassen. Kommen Theatermacher in diesen Zeiten sich ständig überholender neuer Formate wirklich ohne den Dramatiker aus? Was wird heute und in den nächsten Jahren von uns Bühnenverlegern erwartet? Das bewegt und beschäftigt uns, obwohl oder gerade weil wir wissen, dass die Welt sich ständig verändert, nicht aber die großen Fragen, welche die Menschen bewegen. Wir Textsezierer an der Schnittstelle kommen unserer Arbeit, in „erster Instanz“ Theatertexte auf ihre Qualität zu überprüfen, mit größter Sorgfalt nach und sind den Theatern auf der Suche nach den entsprechenden Stoffen gerne jederzeit behilflich.

Abschließend erlauben wir uns, Billy Wilder in abgewandelter Form zu zitieren: Für eine gute Theaterarbeit braucht man drei Dinge: ein gutes Theaterstück, ein gutes Theaterstück, ein gutes Theaterstück.

Anmerkung: In Sinne der Gender-Diskussion bitten wir um Nachsicht, dass wir – zugunsten des Schriftbildes – auf das mittlerweile übliche *innen verzichtet haben.